Der Magdeburger Dom ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts und Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die imposante Kathedrale am Domplatz, inmitten der Altstadt von Magdeburg, trägt den offiziellen Namen Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina. Der Magdeburger Dom ist die erste gotische Kathedrale auf deutschem Boden und Grabkirche des ersten deutschen Kaisers Otto der Große und seiner Gemahlin Editha

Der Magdeburger Dom ist nicht nur ein bedeutendes historisches Bauwerk, sondern auch ein wichtiger Ort des Glaubens, der Kunst und der Kultur. Er zieht Besucher aus der ganzen Welt an und ist ein Symbol für die reiche Geschichte der Ottostadt Magdeburg. Von der Gründung eines Klosters im frühen Mittelalter (937 n.C.), über die Errichtung der ersten gotischen Kathedrale 1209, bis zur Weihung des Sakralbaus im Jahr 1363, ist das 104 Meter hohe Bauwerk heute reich an einer einzigartigen Kulturgeschichte.

Vorgängerbauten: Die Geburtsstunde des Magdeburger Doms

Die Geschichte des Magdeburger Doms beginnt mit der Gründung des St.-Mauritius-Klosters im Jahr 937 durch Otto den Großen. Schon damals wurde Magdeburg als ein bedeutender Ort für das Erzbistum angesehen. Nachdem Otto die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 siegreich überstanden hatte, errichtete er 962 das Bistum Magdeburg. In den 950er Jahren begann der Bau einer imposanten Basilika, die als Vorgänger des heutigen Doms diente. Dieser erste Dom war eine kreuzförmige Basilika, die die Pracht und Bedeutung des aufstrebenden Erzbistums widerspiegelte.

Bau des heutigen Doms: Ein Meisterwerk der Gotik

Der Bau des gegenwärtigen Doms begann im Jahr 1209 unter der Führung von Erzbischof Albrecht, einem gebildeten Mann, der in Frankreich studiert hatte. Obwohl die Bürger der Stadt zunächst eine Reparatur des Vorgängerbaus bevorzugten, entschied sich der Erzbischof für einen modernen Neubau nach dem Vorbild französischer Bauwerkskunst. So war der Grundriss des Doms von Anfang an gotisch geprägt. Der Bau begann mit dem Chor im Jahr 1209, nur zwei Jahre nachdem der alte Dom an selber Stelle durch ein Feuer zerstört worden war.

Es zeigte sich jedoch bald, dass der Bau viele Jahrzehnte dauern würde. Um während dieser Zeit dennoch eine provisorische Kathedrale zur Verfügung zu haben, wurde die nahegelegene Stiftskirche Unser Lieben Frauen modernisiert und mit gotischen Gewölben versehen. Während der Bauzeit wurden unter Erzbischof Albrecht zunächst nur der Chorumgang mit seinen Kapellen und die Erdgeschosse der Flankentürme fertiggestellt.

Unter Erzbischof Wilbrand, dem Nachfolger und Halbbruder von Erzbischof Albrecht, der von 1235 bis 1253 amtierte, wurden weitere entscheidende Schritte in der Entwicklung des Doms unternommen. Der im hochgotischen Stil errichte Obergaden des Chors übertraf sogar die ursprünglichen Planungen in der Höhe. Die großen Stirnfenster des Querhauses wurden zwischen 1240 und 1245 angelegt und sind Ausdruck einer Planänderung, die dem Streben nach größeren Glasflächen folgte.

Während des Baus wurden immer wieder Planänderungen vorgenommen und es kam über die Jahre öfter zu mehrjährigen Bauunterbrechungen. Eine bekannte Legende besagt, dass ein Schäfer namens Thomas Koppehele einen Goldschatz fand und diesen dem Erzbischof von Magdeburg stiftete, was den Bau des Doms vorantrieb. Als Dank ließ der Erzbischof ein Bild des Schäfers über dem nördlichen Eingang des Doms anbringen.

Der Bau der Westfassade und der Türme wurde in mehreren Abschnitten über einen Zeitraum von mehr als einhundert Jahren realisiert. Die Vollendung des gesamten Doms erfolgte schließlich im Jahr 1520 unter Erzbischof Ernst II. von Sachsen, nach rund 300 Jahren Bauzeit.

Das 20. Jahrhundert: Zerstörung und Wiederaufbau

Der Magdeburger Dom überstand nicht unbeschadet die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Schwere Bombenschäden richteten beträchtliche Zerstörungen an, wobei Teile des Dachs und der Gewölbe beschädigt wurden. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurde der Dom im Jahr 1955 wiedereröffnet. Seitdem wurden kontinuierlich Restaurierungsarbeiten durchgeführt, um die Pracht dieses historischen Bauwerks zu bewahren.

Der Dom spielte auch eine bedeutende Rolle während der Wende in der DDR im Herbst 1989, als er als Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in Magdeburg diente. Die Aufrufe zur Besonnenheit seitens der Domprediger trugen wesentlich zur Stabilität bei und machten den Dom zu einem Symbol des friedlichen Protests.

Jahr Historische Events
937 König Otto I. gründete an der Stelle des heutigen Doms ein Benediktinerkloster zu Ehren des Heiligen Mauritius. Aus diesem Anlass feiert die Domgemeinde bis heute jährlich um den 22. September in ökumenischem Rahmen das Mauritiusfest.
946 Editha, die Gemahlin von König Otto I., stirbt und wird in der Kirche des Mauritiusklosters beigesetzt.
ab 955 Als Zeichen seiner politischen Macht beginnt König Otto der Große nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld mit dem Ausbau der Klosterkirche zu einer Basilika, die 968 zum Sitz des neu gegründeten Erzbistums Magdeburg erhoben wird. Zahlreiche Kostbarkeiten werden von Italien nach Magdeburg in den neuen Sakralbau gebracht.
973 Kaiser Otto I. stirbt in Memleben, seine Gebeine werden im ersten Dom an der Seite Edithas beigesetzt.
1188 Wichmann von Seeburg, 1152 zum Erzbischof von Magdeburg ernannt, privilegiert das „Magdeburger Recht“.
1207 Der ottonische Dom wird bei einem Stadtbrand schwer beschädigt.
1209 Erzbischof Albrecht Il. von Kefernburg lässt die Ruinen abreißen und einen neuen Dom an der Stelle des alten Doms errichten. Vorhandene Steine und Säulen des alten Doms werden integriert. Das Bauwerk gilt als erstes Beispiel französischer Kathedralgotik in Deutschland. Der Grundriss zeigt eine dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit zweistöckigem Chorumgang und Kapellenkranz von beeindruckenden Ausmaßen. Kunsthistorisch betrachtet ist der Chor der wertvollste Teil des Magdeburger Doms, geprägt durch den Übergang von der Spätromanik zur Frühgotik.
1221 Nachdem der Bau bereits einige Jahre gedauert hatte, wurde die romanische Kirche geweiht, obwohl der Bau noch nicht abgeschlossen war.
1275-1363 Der Bau des Doms wurde im gotischen Stil fortgesetzt. Neue Baumeister wurden engagiert und die Arbeiten schritten voran. In dieser Zeit erhielt der Dom seine charakteristische Doppelturmfassade.
1363 Nach über 150 Jahren Bauzeit wurde der Magdeburger Dom schließlich geweiht. Er wurde dem heiligen Mauritius und der heiligen Katharina gewidmet.
1520 Mit der Vollendung des Magdeburger Domes nach 311 Jahren Bauzeit steht hier der einzige gotische Sakralbau Deutschlands, der noch in der gotischen Epoche beendet wird.
1545 Den Domherren wird im Zuge der Reformation untersagt, katholisch zu predigen. Der Dom bleibt deshalb von 1547-1567 geschlossen. 1567 wird zum ersten Mal der Gottesdienst nach lutherischer Ordnung gefeiert. Während der Reformation wurde der Magdeburger Dom zu einem Zentrum der lutherischen Bewegung. Die lutherische Lehre fand hier eine starke Anhängerschaft. Martin Luther selbst predigte mehrmals im Dom.
1550 Neugestaltung des Domchors im Stil der Renaissance.
1631 Bei der ungeheuren Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg bleibt lediglich das Domareal verschont. Die letzten 4.000 Magdeburger überleben im Dom.
1635 Brand des Dachs und der Gewölbe des Doms.
1690-1707 Wiederaufbau des Dachs und der Gewölbe im barocken Stil.
1709 Fertigstellung der Barockorgel des Doms.
1810 Säkularisation des Domkapitels und Übernahme des Doms durch den preußischen Staat.
1825-1834 Umfassende Sanierung des Domes durch Friedrich Wilhelm Ill. von Preußen unter Beteiligung Karl Friedrich Schinkels. Der Dom wird als Bischofskirche der Kirchenprovinz Sachsen fortan vom Staat erhalten.
1842-1845 Restaurierung des Doms im neugotischen Stil unter der Leitung von Friedrich August Stüler.
1869 Die evangelische Domgemeinde wird durch die Stadterweiterung gegründet.
1945 Luftminen beschädigen den Dom an der Westfassade und den Seitenschiffsgewölben schwer bei der Zerstörung
Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg. Dabei wird die große Domorgel vernichtet.
1955-1972 Nach 10 Jahren Wiederaufbauarbeiten findet im November 1955 die feierliche Wiedereröffnung des Domes statt. Bis 1972 finden umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Dom statt.
1992 Der Magdeburger Dom wird zusammen mit dem Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen und dem Jahrtausendturm im Elbauenpark von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
2008 Die neue Schuke-Orgel auf der Westempore wird eingeweiht.
2009 Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung des Doms.
ab 2017 Digitalisierung des Magdeburger Doms in 3D und für virtuelle Besichtigung auf magdeburg360.de.

Besonderheiten des Magdeburg Doms

Der Magdeburger Dom hat heute eine besondere Bedeutung für die Stadt Magdeburg und weit über die Stadtgrenzen hinaus. Er wird nicht nur als die älteste gotische Kathedrale Deutschlands angesehen, sondern dient auch als kaiserliche Grabstätte und ist die Bischofskirche Mitteldeutschlands. Weitere Besonderheiten des Bauwerks sind:

  1. Architektur: Der Dom ist eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke in Deutschland und gilt als Meisterwerk der mittelalterlichen Architektur. Er wurde im 13. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik erbaut und verfügt über eine imposante Doppelturmfassade.
  2. Höhe: Mit einer Höhe von rund 104 Metern ist der Dom von Magdeburg eine der höchsten Kathedralen in Deutschland. Die Türme des Doms sind weithin sichtbar und prägen die Skyline der Stadt.
  3. Grablegen: Im Magdeburger Dom befinden sich zahlreiche bedeutende Grablegen. Besonders bemerkenswert ist das Grablegenhaus, das die Überreste der Kaiser Otto I., Otto II. und Otto III. beherbergt. Diese Ottonischen Kaiser hatten großen Einfluss auf die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches.
  4. Fenster: Der Dom besitzt eine beeindruckende Sammlung von Glasfenstern aus verschiedenen Epochen. Besonders erwähnenswert sind die romanischen Fenster des Westchores sowie die gotischen und barocken Fenster, die biblische Geschichten und Heiligenfiguren darstellen.
  5. Orgel: Der Magdeburger Dom beherbergt eine der größten Barockorgeln Deutschlands. Die Hildebrandt-Orgel aus dem 18. Jahrhundert ist ein Meisterwerk des Orgelbaus und wird regelmäßig für Konzerte genutzt.
  6. Historische Bedeutung: Der Magdeburger Dom hat eine lange Geschichte und war ein wichtiges Zentrum des christlichen Glaubens im Heiligen Römischen Reich. Er wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erweitert und umgestaltet.
  7. UNESCO-Welterbe: Gemeinsam mit dem Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen und dem Jahrtausendturm im Elbauenpark gehört der Dom zum UNESCO-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“. Diese Auszeichnung würdigt den kulturellen und architektonischen Wert des Doms.

Sehenswürdigkeiten im Dom

Der Magdeburger Dom ist eine Schatzkammer voller einzigartiger Sehenswürdigkeiten. Einige Highlights sind:

  • Die Domtürme: Die Domtürme des Magdeburger Doms sind ein Wahrzeichen der Stadt . Sie bieten eine atemberaubende Aussicht auf Magdeburg und die Umgebung.
  • Die Krypta: Die Krypta des Magdeburger Doms ist die älteste erhaltene Bausubstanz der Stadt und stammt aus dem 10. Jahrhundert . Es beherbergt die Gräber der ottonischen Kaiser Otto I. und Otto II. sowie ihrer Gemahlinnen Editha und Theophanu.
  • Der Hochaltar: Der Hochaltar des Magdeburger Doms ist ein beeindruckendes Werk spätgotischer Schnitzkunst. Es wurde im 14. Jahrhundert geschaffen und zeigt Szenen aus dem Leben Jesu Christi.
  • Taufbecken: Das Taufbecken des Magdeburger Doms ist ein romanisches Werk aus dem 12. Jahrhundert. Es besteht aus Bronze und ist mit Reliefs verziert, die die Taufe Jesu Christi darstellen.
  • Die Kanzel: Die Kanzel des Magdeburger Doms ist ein weiteres Meisterwerk der spätgotischen Schnitzkunst. Es wurde im 15. Jahrhundert geschaffen und zeigt Darstellungen der vier Evangelisten.
  • Die Domorgel: Die Domorgel des Magdeburger Doms ist eine der größten Orgeln Deutschlands. Es wurde im 17. Jahrhundert erbaut und im 20. Jahrhundert umfassend restauriert.

Sehenswürdigkeiten im Domviertel

Neben diesen Highlights gibt es in unmittelbarer Nähe des Magdeburger Doms noch viele weitere Sehenswürdigkeiten, darunter:

Bilder

Die Öffnungszeiten des Magdeburger Doms können manchmal variieren. Während Gottesdiensten oder besonderen Veranstaltungen ist der Zugang zum Dom möglicherweise eingeschränkt. Normalerweise gelten jedoch folgende Öffnungszeiten:

April: 10 bis 17 Uhr
Mai – September: 10 bis 18 Uhr
Oktober: 10 bis 17 Uhr
November – März: 10 bis 16 Uhr

An Sonntagen und kirchlichen Feiertagen: ab 11.30 Uhr

Zusätzlich zu den regulären Besichtigungszeiten bietet der Magdeburger Dom auch Führungen wie Turmführungen oder Nachtführungen an, bei denen Besucher mehr über die Geschichte und Architektur des Doms erfahren können. Weitere Informationen zu den Führungen und eventuellen Eintrittsgebühren können auf der offiziellen Website des Magdeburger Doms oder durch Kontaktaufnahme mit dem Domverwaltungsbüro erhalten werden.

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