Das Otto von Guericke Denkmal befindet sich am Alten Markt von Magdeburg, bei der Hauptwache, zwischen dem Alten Rathaus und dem Neuen Rathaus. Das Monument ist dem Sohn und Namensgeber der Ottostadt Magdeburg gewidmet.

Otto von Guericke wurde am 30. November 1602 in Magdeburg geboren und starb im Alter von 83 Jahren am  21. Mai 1686 in Hamburg. Er war deutscher Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder. Bekannt ist er vor allem fĂŒr seine naturwissenschaftlichen Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln.

SehenswĂŒrdigkeiten in der NĂ€he des Otto von Guericke Denkmals:

Leben

Stichdruck A. v. Hulle

Guericke entstammt als einziger Sohn der am 15. Januar 1602 geschlossenen Ehe des Hans Gericke (1555–1620), RatskĂ€mmerer und spĂ€terer Schultheiß zu Magdeburg, und der vermögenden Patriziertochter Anna von Zweydorff aus Braunschweig (1580–1666). Zu seinen vielfĂ€ltigen Braunschweig-BezĂŒgen gehört, dass Otto von Guericke von dem Großvater mĂŒtterlicherseits der Anna von Zweydorff, Conradus von Plauen (Plaue), „der Stadt Braunschweig 50jĂ€hriger Obersecretarius“, ein Studien-Stipendium ĂŒber die Dauer von sechs Jahren erhielt, das ihm in seiner vielseitigen wissenschaftlichen Ausbildung zweifellos von Vorteil gewesen sein dĂŒrfte.

Er studierte von 1617 bis 1619 an der UniversitÀt in Leipzig an der ArtistenfakultÀt, einige Wochen an der UniversitÀt Helmstedt und im Fachstudium Jura an der UniversitÀt Jena von 1621 bis 1623 sowie 1623 bis 1624 in Leiden Jura und Festungsbau.

Es folgte eine Bildungsreise (oder Kavalierstour) durch England und Frankreich. Im November 1625 war er zurĂŒck in Magdeburg. Am 18. September 1626 heiratete er Margaretha Alemann, Tochter des Ratsherren Jacob Alemann. Mit ihr hatte er drei Kinder. Anna Catharina (geb. August 1627, gest. 13. Oktober 1627), Otto Junior (geb. 23. Oktober 1628, gest. 1704) und Jakob Christoph (geb. 1630, gest. 1632). Im selben Jahr wurde er in den Rat seiner Heimatstadt gewĂ€hlt. Als Ratsherr nahm er die Funktion eines Bauherren und im Verteidigungsfall 1629 und 1630/1631 die eines Schutzherren wahr. Nach der Zerstörung der Stadt im Jahr 1631 trat er als Festungsbauingenieur in Erfurt und ab 1632 in Magdeburg in schwedische Dienste. Von 1636 bis 1646 arbeitete er in Magdeburg außerdem im kursĂ€chsischen Dienst. 1646 wurde er nach ersten diplomatischen Erfolgen zu einem der vier BĂŒrgermeister der Alten Stadt Magdeburg gewĂ€hlt. 1652 (sieben Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau) heiratete er Dorothea Lentke, die Tochter seines Amtskollegen Steffan Lentke. Diese Ehe blieb kinderlos.

Von 1642 bis 1663 war er im Auftrag der Stadt in diplomatischen Missionen unterwegs; darunter fĂ€llt auch die Teilnahme an den Verhandlungen zum WestfĂ€lischen Frieden, zum Exekutionstag in NĂŒrnberg 1649/1650 und zum Reichstag in Regensburg 1653/1654.

Etwa von 1645 an stellte er, angeregt durch die Diskussion zur Astronomie, Untersuchungen zur Pneumatik an, fĂŒr die er berĂŒhmt werden sollte. Bereits 1656 begann ein reger Briefwechsel mit dem Professor fĂŒr Philosophie und Mathematik in WĂŒrzburg. Caspar Schott veröffentlichte 1657 sein Werk Mechanica hydraulico-pneumatica, das den Anhang Neuer Magdeburger Versuch beinhaltet. Dies ist die erste Veröffentlichung von Otto von Guericke. 1664 veröffentlichte Caspar Schott ein weiteres Werk Techica curiosa in WĂŒrzburg. Es enthĂ€lt die zweite Veröffentlichung von Otto von Guericke. 1663 stellte er das Manuskript der Experimenta nova
 fertig, brachte es aber erst 1672 in Amsterdam in Druck.

Am 4. Januar 1666 wurde er durch Kaiser Leopold I geadelt, wobei er seinem Nachnamen ein u (Otto von Guericke) hinzufĂŒgte, damit er auch von auslĂ€ndischen Diplomaten richtig ausgesprochen werden konnte, da Französisch zu dieser Zeit als aufkommende Sprache der Diplomaten genutzt wurde und dadurch sein Name im Französischen wie Deutschen gleich ausgesprochen wurde.

1676 lehnte er aus gesundheitlichen GrĂŒnden die turnusmĂ€ĂŸige Übernahme des BĂŒrgermeisteramtes ab. 1678 wurde er vom Rat „pro emerito“ erklĂ€rt. 1681 siedelte er, als in Magdeburg die Pest ausbrach, zu seinem Sohn nach Hamburg ĂŒber, nachdem ihm die ehrenhalber gewĂ€hrte Steuerfreiheit in Magdeburg wieder gestrichen worden war. In Hamburg starb Guericke 1686. Nach der ÜberfĂŒhrung seiner Gebeine nach Magdeburg wurde er am 2. Juli 1686 in der Johanniskirche in die Alemann/Guericke-Gruft beigesetzt. In der Napoleonischen Zeit, in der die Kirche Hals ĂŒber Kopf in ein Lazarett umgewandelt wurde, ist die Gruft beseitigt worden. Die Gebeine wurden vor den Stadttoren in GroßgrĂ€bern beerdigt. Die Gruft kann trotzdem noch heute besucht werden. Der Grabstein seiner ersten Frau wurde vor einigen Jahren in der Johanniskirche gefunden.

Leistungen

Seine wissenschaftliche Hauptleistung ist die BegrĂŒndung der Vakuumtechnik.

Er erfand 1649 die Kolbenvakuumluftpumpe, untersuchte die Eigenschaften des (Teil-)Vakuums in einer Vielzahl von Versuchen und schuf Anwendungen wie den Hebeversuch und die WindbĂŒchse. Dabei konnte er zeigen, dass wohl Licht den luftleeren Raum durchdringt, nicht aber der Schall.

In der Öffentlichkeit demonstrierte er die Kraft des Luftdrucks mit spektakulĂ€ren Experimenten, besonders 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg in Anwesenheit von Kaiser Ferdinand III. Guericke hatte im Sommer 1657 zwei große Halbkugeln (Ÿ Magdeburger Elle) aus Kupfer (Magdeburger Halbkugeln) mittels einer Dichtung zusammengelegt und pumpte die Luft aus dem Inneren heraus. Anschließend wurden vor jede Halbkugel nacheinander acht Pferde gespannt, die sie auseinanderreißen sollten, was aber nicht gelang. Als die Kugeln wieder mit Luft gefĂŒllt wurden, fielen sie von allein auseinander. Bei einem anderen Versuch hatte Guericke einen Zylinder mit beweglichem Kolben aufstellen lassen. An dem Kolben wurde ein Seil befestigt, das ĂŒber eine Umlenkrolle lief und von 50 MĂ€nnern festgehalten wurde. Als Guericke die Luft aus dem Zylinder absaugte, konnten die MĂ€nner den Kolben nicht am Absinken hindern, da der atmosphĂ€rische Luftdruck gegen ein Vakuum stĂ€rker war. Das war die folgenreiche Erfindung seiner Hebemaschine.

Mit seinen Versuchen bestĂ€tigte Guericke SchlĂŒsse, die zehn Jahre zuvor Blaise Pascal aus dem Experiment Leere in der Leere gezogen hatte. Weiterhin zeigten seine Experimente und Erfindungen, dass die Natur ein Vakuum kennt. Die von Aristoteles postulierte „Abscheu der Natur vor der Leere“ (Horror Vacui) war damit widerlegt.

1632 fertigte er einen maßstĂ€blichen Stadtplan seiner Heimatstadt an. Guericke setzte ein Barometer zur Wettervorhersage ein und war damit Wegbereiter der Meteorologie. Er baute auch ein 10 m hohes Wasserbarometer am Magdeburger Rathaus. FĂŒr 1660 ist die Vorhersage eines Unwetters bekannt, das dann auch eintraf.

Guericke werden auch neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der ElektrizitĂ€t zugeschrieben. Dies beruht auf von ihm zuerst 1672 publizierten Experimenten mit einer Schwefelkugel, in denen er versuchte, die von ihm postulierten kosmischen WirkkrĂ€fte nachzuweisen. Hier beschreibt Guericke unter anderem Anziehungs- und Abstoßungserscheinungen, die wir heute als elektrische PhĂ€nomene verstehen. Sein Versuchsaufbau wird deshalb auch gelegentlich als erste Elektrisiermaschine beschrieben. Solche Zuschreibungen sind allerdings problematisch, da Guericke hier andere KrĂ€fte wirken sah, KrĂ€fte, die wir heute nicht mehr kennen. Es ist daher anzuzweifeln, ob Guericke aus den beobachteten PhĂ€nomenen Wissen ĂŒber elektrische ZusammenhĂ€nge erlangt hat.

Er beschĂ€ftigte sich auch mit Astronomie und stellte als erster die Behauptung auf, dass sich der Zeitpunkt der Wiederkehr eines Kometen bestimmen lassen mĂŒsse.

Im Jahr 1678 konstruierte Guericke aus Knochen, die 1663 in der NÀhe von Quedlinburg gefunden worden waren, ein Einhorn.

Ehrungen

  • Die UniversitĂ€t von Magdeburg trĂ€gt als Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg seinen Namen, ebenso wie die zuvor bestehende Technische Hochschule Magdeburg. Seit 1831 beriefen sich die Magdeburger BĂŒrgermeister und die Stadt auf ihren großen Sohn. Seine BĂŒste wurde 1842 in der Walhalla bei Regensburg aufgestellt.
  • Die Luftpumpentaler von 1702 sind die ersten GeprĂ€ge mit der Darstellung des Trennungsversuchs der Guerickeschen Halbkugeln sowie die ersten GeprĂ€ge ĂŒberhaupt mit Bezug auf Otto von Guericke. Obwohl er international berĂŒhmt war, hat es eine ihm oder seinen Erfindungen gewidmete MĂŒnze oder Medaille zu seinen Lebzeiten nicht gegeben.
  • Die 1868 gegrĂŒndete „StĂ€dtische höhere Gewerbeschule, Realschule II. Ordnung“ trug von 1879 bis zu ihrer Schließung 2007 den Namen Otto-von-Guericke-Gymnasium
  • 1907 erhielt Guericke sein eigenes Denkmal nahe dem Magdeburger Rathaus. Seine Heimatstadt Magdeburg und viele andere deutsche StĂ€dte benannten ihm zu Ehren zentrale Straßen nach ihm.
  • Die Otto-von-Guericke-Gesellschaft und -Stiftung pflegen sein Erbe. Im Otto-von-Guericke-Museum in der Lukasklause, Magdeburg, sind seine Experimente originalgetreu nachvollziehbar.
  • Der Mondkrater Guericke wurde nach ihm benannt.
  • 2000 wurde der Asteroid (11537) Guericke nach ihm benannt.
  • 1936 brachte die Deutsche Reichspost eine Sonderbriefmarke zum 250. Todestag von Otto von Guericke heraus
  • 2002 gab die Deutsche Post AG eine Sonderbriefmarke zu seinem 400. Geburtstag heraus. Zehn Jahre spĂ€ter zeigte die Suchmaschine Google ein Google Doodle, das sich an die oben gezeigte Darstellung von Caspar Schott anlehnte.
  • Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) trĂ€gt den Beinamen „Otto von Guericke“ und vergibt den Otto von Guericke-Preis.
  • 2002 wurde in Magdeburg die von Thomas Virnich geschaffene Großplastik zum Magdeburger Halbkugelversuch eingeweiht.
    Großplastik am Ratswaageplatz in Magdeburg
  • 2016 wurde im Industriegebiet von Hanau ein Platz nach ihm benannt

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