Die Sankt Agnes Kirche ist die katholische Kirche im Magdeburger Stadtteil Neue Neustadt. Das denkmalgeschützte Bauwerk wird als Sitz der Pfarrei St. Johannes Bosco genutzt und gehört zum Dekanat Magdeburg im Bistum Magdeburg.

Geschichte

Im Jahr 1230 erhielt die Neustadt vor den Toren der alten Stadt Magdeburg Stadtrecht. In demselben Jahr stiftete der Magdeburger Erzbischof Albrecht von Käfernburg das Zisterzienserinnenkloster „ad sanctum Agnetem“. Die Klosterkirche wurde 1245 zur Pfarrkirche erhoben.

Während des Schmalkaldischen Krieges wurde das Kloster zerstört und auf den Trümmern eine Batterie errichtet, mit der die Stadt Magdeburg beschossen wurde. Nach dem Friedensschluss wurde das Kloster wieder aufgebaut.

Im Dreißigjährigen Krieg zerstörten evangelische Magdeburger Bürger im Jahr 1631 das katholische Kloster, wenige Tage vor der Eroberung und Zerstörung Magdeburgs durch die Truppen der Katholischen Liga. Nach dem Krieg wurde das Kloster erneut aufgebaut.

1812 wurden Teile der Neustadt zugunsten neuer Festungsanlagen durch die Franzosen abgerissen, darunter auch das Agnetenkloster. Heute erinnert die Agnetenstraße an den Standort des Klosters.

Neugründung und Aufbau

Mit der zunehmenden Industrieansiedlung in den 1830er Jahren siedelten sich Arbeitskräfte aus ganz Deutschland an, was zu einem Anstieg der katholischen Bevölkerung in der Neustadt führte. 1855 wurde eine katholische Schule in der Morgenstraße fertiggestellt, in deren erstem Stock ein Beetsaal eingerichtet wurde.

Nach der Aufhebung des Agnetenklosters wurde 1856 erstmals wieder eine katholische Messe in der Neustadt gefeiert. Als der Paderborner Bischof Konrad Martin 1856 zur Firmung in Magdeburg war, versprach er den 900 Gläubigen vor Ort eine eigene Kirche. Daraufhin wurde die Neustadt eine eigene Gemeinde und bekam mit Kaplan Silberg einen eigenen Geistlichen.

Bau der Kirche

Am 26. Juni 1861 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt, und bereits am 10. November desselben Jahres feierte die Gemeinde Kirchweih. Die Kirche wurde der Heiligen Agnes geweiht und in einer Form gebaut, die an eine Zisterzienser-Klosterkirche erinnert.

1890 wurde die Missionsstelle zur Pfarrei erhoben, und die St. Agnes-Kirche wurde zur Pfarrkirche. Die Gemeinde wuchs schnell, und zahlreiche Vereine prägten das Gemeindeleben. 1911 wurde eine Niederlassung der Schwestern von der „Genossenschaft der armen Dienstmägde Jesu Christi“ eröffnet, und wahrscheinlich entstand in dieser Zeit auch ein Kindergarten.

Zerstörung und Wiederaufbau

Der Zweite Weltkrieg traf die Gemeinde schwer. Am 5. August 1944 wurde die Kirche bei einem Luftangriff zerstört. Nach dem Krieg begann sofort der Wiederaufbau. Bereits 1946 feierte die Gemeinde Gottesdienste in einer Notkirche, und 1949 war die Kirche vollständig wiederaufgebaut.

Entwicklungen nach dem Krieg

In den 1950er Jahren entstanden weitere Kapellen in der Umgebung. 1965 begann der Bau des „Kardinal-Jaeger-Hauses“, des Gemeindezentrums. Nach den Erfordernissen des II. Vatikanums wurde die Kirche 1970 umgestaltet. 1981 verließen die Ordensschwestern die Gemeinde, und der Konvent wurde aufgehoben.

1982 wurde der Grundstein für ein neues Gemeindezentrum im Neubaugebiet Nord gelegt, was zur Aufteilung der katholischen Gemeinde führte.

Zeit der Wende

Während der Wendezeit 1989 beteiligten sich viele Gemeindemitglieder an den Montagsdemonstrationen in Magdeburg. Der damalige Pfarrer und einige Gemeindemitglieder waren aktiv in die Übergangs- und Erneuerungsprozesse eingebunden. Die Gemeinde erlebte einen Wechsel: Einige Mitglieder zogen in den Westen Deutschlands, während andere in der Gemeinde eine neue Heimat fanden.

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