Die Sankt-Gertraud-Kirche ist die evangelische Kirche des Magdeburg Stadtteils Salbke. Die Kirche ist nach dem heiligen Gertrud von Nivelles benannt und gehört zum Kirchspiel Magdeburg-Südost.

Früherer Bau

Die erste Salbker Kirche wurde am 17. März 1018 durch Bischof Thietmar von Merseburg geweiht. Die Stiftung war durch den Kleriker Berner, einem Vertrauten Kaiser Otto III., erfolgt. Der 17. März war der Gedenktag an den Vater Berners und auch der Tag der Heiligen Gertrud. Im 12. Jahrhundert erhob das Kloster Unser Lieben Frauen Anspruch auf das Patronat über die Salbker Kirche. Zunächst konnte sich das Kloster damit aufgrund der Tatsache der Laiengründung der Kirche nicht durchsetzen. Alverich von Mehringen trat dann seine Rechte jedoch freiwillig an das Kloster ab. Ein hiergegen von seinem Bruder Baderich von Jabilinze geführter Einspruch wurde auf einem Fürstentag im Jahr 1142 in Magdeburg ausgeglichen. Bei einer Brandschatzung Salbkes durch Truppen Otto IV. wurde auch die Kirche beschädigt. Auch der Schmalkaldische Krieg verursachte wiederum Schäden. Es erfolgte dann eine Erweiterung der Kirche.

Überliefert ist eine 1563 erfolgte Anweisung an die Salbker Gemeinde dem Pfarrer noch eine kleine Stube und einen Schweinestall zu bauen sowie das Dach des Pfarrhofes auszubessern. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche wiederum beschädigt. Die heute noch erhaltenen Kirchenbücher Salbkes beginnen im Jahr 1696. Daraus ist zu entnehmen, das in den Jahren von 1729 bis 1733 eine neuerliche Erweiterung der Kirche stattfand. Im Jahr 1826 kam es in Salbke dann erneut zu einem Großfeuer, von dem auch wieder die Kirche betroffen war.

Heutiger Bau

Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1865-1867 von den örtlichen Handwerksmeistern Siegismund und Hermann Schrader auf einer ummauerten Anhöhe anstelle bzw. neben der 1865 abgerissenen romanischen Kirche im neugotischen Baustil errichtet. Die Leitung oblag dem königlichen Baumeister Braun. Architektonisch lehnt sich der Bau an die Musterkirchenentwürfe Friedrich August Stülers an. Wohl in dieser Zeit wurde aus St. Gertrud dann St. Gertraud. In die Salbker Kirche waren auch die Bewohner der auf der gegenüberliegenden Elbseite befindlichen Kreuzhorst eingepfarrt. Von 1837 bis 1877 war der Pädagoge und Theologe Franz Heyne Pfarrer in Salbke. Ihm folgte von 1878 bis 1899 der Theologe Maximilian Besser nach.

Das Bauensemble besteht aus einem Backsteinsaalbau, dem im Osten eine etwas schmalere Apsis mit Nebenräumen und im Westen ein quadratischer Turm mit vier schmalen Fialtürmchen und einer spitzen Haube angefügt sind. Der Turm erhebt sich über dem Mittelportal zum Kirchenschiff. Auffällig ist die Vorhalle mit ihren drei nach Westen ausgerichteten Spitzgiebeln, für die die von Stüler geschaffene Bartholomäuskirche in Berlin vorbildgebend gewesen sein dürfte. Die Dächer der Kirche sind schiefergedeckt. Die Wände des Kirchenschiffs verfügen über flache Strebepfeiler. In den langen, fast die gesamte Höhe der Seitenwände einnehmenden Fenstern befindet sich gusseisernes Maßwerk.

Anfang des 21. Jahrhunderts stellten sich gravierende Bauschäden, insbesondere am Dach des Kirchenschiffs ein. Von 2008 bis 2011 erfolgte unter Leitung der Architekten Dr. Ribbert Saalmann eine Sanierung der Kirche. In diesem Zusammenhang fand auch der Einbau der von Glasgestalter Günter Grohs überarbeiteten Glasfenster im Chor statt. Zuvor hatte es eine intensive öffentliche Diskussion darüber gegeben, ob die vorhandenen Glasfenster durch völlig neue ersetzt oder nur eine Überarbeitung und Ergänzung erfolgen sollte. Die Gemeinde entschied sich für letztere Variante. Im Zuge der Sanierung kehrte man auch wieder zur farbigen Ausgestaltung der 1920er/1930er Jahre zurück, deren ursprüngliche Gestaltung man an Baubefunden nachvollziehen konnte.

Die Wiedereröffnung der Kirche sowie des zeitgleich eingerichteten Lapidariums fand am 3. Juli 2011 mit einem Festgottesdienst statt. Zugleich fand die Orgelweihe statt. Es schloss sich ein Kirchencafé mit von Pfarrer Simon geleitetem Podiumsgespräch statt, an dem der Architekt, die für das Lapidarium verantwortliche Kunsthistorikern sowie Vertreter des Kirchenkreises und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland teilnahmen. Es folgte dann ein Orgelkonzert mit Barry Jordan.

Am 16. März 2014 wurde Pfarrer Matthias Simon mit einem festlichen Gottesdienst in der voll besetzten Sankt-Gertraud-Kirche verabschiedet. Simons Amtszeit endete zum 31. März 2014. Er ging an die Haldensleber Sankt-Marien-Kirche. Seine Nachfolgerin wurde Gesine Rabenstein, die erste Pfarrerin der Gemeinde.

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