Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und starb mit 62 Jahren am 18. Februar 1546 an einem Herzinfarkt in seiner Geburtsstadt. Er ist die zentrale Persönlichkeit der Reformation, deren Wirken kirchengeschichtliche und weltgeschichtliche Bedeutung gewann. Als zu den Augustiner-Eremiten gehörender Theologe sah er in Gottes Gnadenzusage und in der Rechtfertigung durch den Glauben das Wesen des christlichen Glaubens und orientierte sich fortan ausschließlich an Jesus Christus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“. Auf der Basis dieser Überzeugungen wollte Luther von ihm als Fehlentwicklungen wahrgenommene Erscheinungen der Kirche seiner Zeit beseitigen und sie in ihrer ursprünglichen evangelischen Gestalt wiederherstellen („re-formieren“). Entgegen Luthers Absicht kam es jedoch durch die Bildung evangelisch-lutherischer Kirchen zu einer Kirchenspaltung und im Laufe der Entwicklung zur Entstehung weiterer Konfessionen des Protestantismus.
Sehenswürdigkeiten in der Nähe des Lutherdenkmals:
- Johanniskirche
- Altes Rathaus
- Otto von Guericke Denkmal
- Alter Markt
- Magdeburger Reiter
- Magdeburger Roland
- Hirschsäule
- Magdeburger Halbkugeln
- Eulenspiegelbrunnen
Martin Luthers Kindheit und Jugend (1483-1501)
Martin Luther (geboren als Martin Luder: er nennt sich später Luther) wurde am 10.11.1483 geboren. Luthers Vater, ein Bauernsohn, zieht 1484 kurz nach Luthers Geburt von Eisleben nach Mansfeld und versucht dort, die Existenz der Familie durch Beteiligungen im Kupferbergbau zu verbessern. Dies erreicht er tatsächlich: bereits 1491 zählt die Familie zu den angesehensten der Stadt Mansfeld.
Die Mutter Luthers, Margarete Luder, hatte eine große Kinderschar zu versorgen und war Luther eine strenge Erzieherin. Er besucht in Mansfeld die Lateinschule, in der noch mittelalterliche, barbarische Lehrmethoden vorherrschen. Luther wird als stiller, zurückhaltender und durch die strenge Ordnung eingeschüchterter, jedoch auch sehr begabter Schüler, beschrieben. 1497 geht Luther nach Magdeburg an die Schule der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ und von dort 1498 nach Eisenach zu Verwandten der Luthers. Dort lernt er an der städtischen Pfarrschule in Eisenach. Die finanzielle Situation der Familie erlaubt es, dass Luther 1501 ein Studium an der Universität Erfurt beginnen kann. Vater Hans Luther hofft, dem begabten Sohn mit einem Jurastudium zu einer guten Existenz als Jurist zu verhelfen.
Luther als Student in Erfurt (1501-1505)
Man musste zur Zeit Luthers, bevor man sich einer höheren Fakultät zuwandte, erst die sogenannten sieben freien Künste erlernen. Dies tut Luther auch und erhält 1502 das Bakkalaureat, den ersten akademischen Grad. 1505 wird er Magister. Der stolze Vater hoffe nun, dass das Jurastudium ebenso gut verlaufen und sein Sohn bald eine geachtete Stellung als Jurist innehaben würde. Luther jedoch – so berichtet die Legende – gelobt in einem Sturm am 2. Juli 1505, Mönch zu werden. Dies tut er zur Überraschung seiner Freunde, die ihn als lebensfrohen Gesellen kannten. Zum Zorn seiner Eltern tritt er dem Bettelorden der Augustiner im Erfurter Kloster bei. 1507 wird Luther in Erfurt zum Priester geweiht. In diesem Jahr beginnt er auch ein Theologiestudium in Erfurt. Er studiert Scholastik, kommt aber auch mit den Ideen der Humanisten in Berührung, auch begrüßt er ihre Losung ‚Ad Fontes!‘ – Zurück zu den Quellen.
Für ihn bedeutete dies vor allem das Studium der griechischen und hebräischen Originale der Bibel (Bibelhumanismus).
Martin Luther als Professor in Wittenberg (1512-17)
Luther, 1512 Doktor der Theologie geworden, erhält nun an der Wittenberger Universität „Leucorea“ die Bibelprofessur. Er hält Vorlesungen über die Psalmen (1514/15), den Römerbrief (1515/16), den Galaterbrief (1516/17) und den Hebräerbrief (1517/18).
Diese Zeit ist durch ein starkes Ringen Luthers um religiöse Erkenntnis geprägt. Die für ihn entscheidende religiöse Erleuchtung soll er beim intensiven Studium des Römerbriefes erlangt haben: der Mensch erlange Gerechtigkeit allein durch die Gnade Gottes, nicht durch gute Werke (Röm. 1, 17): Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“ (Luthers Übersetzung)
Luther hat, wie er selbst berichtet, diese für ihn entscheidende Erkenntnis in der Studierstube seines Wittenberger Klosterturms gemacht. Der Zeitpunkt dieses auch als Turmerlebnis bezeichneten Ereignisses ist jedoch umstritten.
Um Luther bildet sich nun ein Theologenkreis, dem auch Nikolaus von Amsdorf und Karlstadt (Andreas Bodenstein) angehören. Auch wird Luther 1514 als Prediger an die Wittenberger Stadtkirche berufen.
Der Thesenanschlag und die Folgen (1517-19)
Schon vor dem 31.10.1517 hatte Luther sich in Predigten gegen den Ablasshandel ausgesprochen. An diesem Tage aber schreibt er, nachdem er eine Instruktionsschrift für Ablasshändler gelesen hat, an seine kirchlichen Vorgesetzten. Er hofft, damit den Misstand beheben zu können. Den Briefen legt er 95 Thesen bei, die als Grundlage für eine Disputation zu diesem Thema dienen sollten. Dass Luther an besagtem Tag seine Thesen mit lauten Hammerschlägen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll, gehört aber wohl in das Reich der Legenden (Die Legende vom Thesenanschlag).
Die Reaktionen
Luther hatte die Thesen außer den Bischöfen nur an wenigen Freunden gesandt. Somit erwartet und erhält er auch nicht sofort eine Reaktion. Jedoch bereits Ende 1517 sind Drucke der Thesen in Leipzig, Nürnberg und Basel im Umlauf. Es gibt sowohl stürmische Zustimmung seitens einiger humanistischer Gelehrter und auch einiger Fürsten, als auch völlige Ablehnung aus vielen Teilen der römischen Kirche. So vor allem von dem am meisten kritisierten Ablassprediger Tetzel, der sogar Todesdrohungen gegen Luther ausgesprochen haben soll und ihn schon ‚in der Nachfolge‘ des zum Ketzer verurteilten Jan Hus auf den Scheiterhaufen wünscht.
Die Bischöfe reagieren jedoch vorerst noch nicht drastisch. Sie berichteten dem Papst über den „Rebellen“ in den eigenen Reihen‘ und weisen Luthers direkte Vorgesetzte an, mäßigend auf den Aufmüpfigen einzuwirken. Die von Luther angeprangerten Fehler erkennend, begrüßen einige Bischöfe sogar anfangs die Reformvorschläge.
Luther auf dem Reichstag zu Worms (1521)
Luther begibt sich am 2. April 1521 auf die Reise nach Worms. Schon die Anreise zum Reichstag jedoch wird nicht zu dem von der Kirche erhofften Bußgang. Die Fahrt nach Worms gleicht eher einer Triumphfahrt, aller Orten wird Luther mit Begeisterung empfangen.
Er predigt in Erfurt, Gotha und Eisenach. Und auch in Worms, wohin er am 16. April gelangt, wird er vom Volk umjubelt empfangen.
Luthers Auftreten auf dem Reichstag
Luthers Auftreten auf dem Reichstag wird als sachlich, klug und überlegt beschrieben. Er muss zweimal vor dem Kaiser erscheinen, jedes mal wird ihm deutlichst nahegelegt, seine Lehren zurückzunehmen, Luther jedoch sieht keinen Beweis gegen seine Thesen und Ansichten, der ihn bewegen könnte, seine Thesen zu widerrufen: „wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“
Luther hat es geschafft
Nachdem er den Verhandlungssaal verlassen hat, ruft er erleichtert „Ich bin hindurch.“ Und er ist auch erst einmal hindurch: Luther wird entlassen, jedoch nicht verhaftet, da ihm der Schutzbrief für 21 Tage freies Geleit zusichert. Er begibt sich am 25. April auf die Rückreise. Als er und die ihn unterstützenden Fürsten Worms verlassen haben, verhängt der Kaiser über Luther die Reichsacht (Wormser Edikt): er ist nun vogelfrei!
Auf der Rückreise lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther am 4. Mai „entführen“ (Luther hatte vorher davon Kenntnis). Dies geschieht einerseits um Luthers Sicherheit zu garantieren, andererseits um ihn kurzzeitig von der Bildfläche verschwinden zu lassen – sogar das Gerücht vom Tode Luthers geht um. Auch dient diese Aktion dem Kurfürsten vor allem dazu, sich selbst nicht zu gefährden, da der Fürst ja einem Geächteten und Ketzer Unterschlupf gewährte.
Luther auf der Wartburg (1521/22)
Am 4. Mai 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Der mächtige Kurfürst hofft, dadurch Luther kurzzeitig aus dem Rampenlicht zu nehmen und die ständigen Angriffe auf die reformatorische Bewegung etwas abzuschwächen.
Luther lebt nun inkognito auf der Wartburg: er nennt sich Junker Jörg und „pflegt Haupthaar und Bart“.
Luther jedoch leidet unter der Verbannung: „im Reich der Vögel“, wie er sagt, hat er an allerlei körperlichen Gebrechen zu leiden. Auch die vielen teils von ihm selbst, teils durch andere berichteten Kämpfe mit dem Satan, wie der sprichwörtliche Wurf mit dem Tintenfass, mögen ihm in dieser Zeit arg zu schaffen gemacht haben…
Die Übersetzung des Neuen Testamentes
So widmet sich Luther einer neuen Aufgabe: er übersetzt in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Das später noch von Melanchthon und anderen Spezialisten bearbeitete Werk erscheint 1522 im Druck. Dieses sogenannte „Septembertestament“ findet in den evangelischen Gebieten einen reißenden Absatz und wird dort zum Volksbuch, somit stellt es einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache dar.
Es folgen später erst Teile des Alten Testamentes, 1534 erscheint die Gesamtausgabe der Bibel in deutscher Sprache, die ebenfalls große Verbreitung findet.
Die Ereignisse in Wittenberg während der Abwesenheit Luthers
Die reformatorischen Ideen wurden nun in Wittenberg, das zum Zentrum der Reformation geworden ist, auch praktisch umgesetzt. Demonstrativ heiraten 1521 drei Priester, auch der Gottesdienst wird reformiert. Luther sieht diese Veränderungen aus der Ferne mit Wohlwollen, er hält engen Briefkontakt zu seinen Mitstreitern in Wittenberg.
Besonders hervorzuheben ist auch noch das Wirken Philipp Melanchthons, der 1521 mit seinem Werk „Loci communes“ die erste Formulierung der lutherischen Lehre schafft und somit das Wirken der Reformation auch theologisch exakt begründet.
Luther jedoch kehrt, als 1522 die radikaleren Kräfte der Reformation (wie die „Bilderstürmer“ unter Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt) die Überhand gewinnen zu scheinen, nach Wittenberg zurück.
Luthers Rückkehr nach Wittenberg (1522-25)
Nach dem ersten „Bildersturm“ in Wittenberg kehrt Luther aus der Verbannung zurück. Er macht sogar einige Reformen rückgängig, da er die Gefahr sieht, dass die Menschen zum neuen Glauben gezwungen werden. Dies will er jedoch verhindern.
Luther kommt am 6. März 1522 nach Wittenberg und bringt mit seinen „Fastenpredigten“ die reformatorische Bewegung, die er ins Radikale abgleiten sah, wieder zurück auf seine gemäßigte Linie.
Zwar ist die Rückkehr des Geächteten gefährlich, jedoch erreichen die Reformatoren im Hinblick auf Luthers Sicherheit weitere Teilerfolge: der 2. Nürnberger Reichstag erklärt den Bann gegen Luther für undurchführbar. Zwar wird 1524 auf dem 3. Nürnberger Reichstag dieser Bann erneuert, doch hat sich die Reformation bis dahin so gefestigt, dass eine Verhaftung Luthers nun wenig wahrscheinlich ist.
In den folgenden Jahren geht Luther daran, durch Schriften und Predigten seine Lehren praktisch umzusetzen.
In der Schrift „Von der weltlichen Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig ist“ formuliert Luther die Grundlagen seiner politischen Ethik, in diesem Werk kommt wiederum die gemäßigte Einstellung Luthers zum Tragen.
In den Jahren 1522 bis 1524 ist vor allem Luthers Predigttätigkeit hervorzuheben. Er führt Predigtreisen in ganz Mitteldeutschland durch, so im Herbst 1522 sogar in Erfurt und Weimar. Er sieht es als sehr wichtige Aufgabe an, den Menschen das Evangelium zu verkünden und zu erläutern.
Auch führt Luther mit den Schriften „Von der Ordnung des Gottesdiensts in der Gemeinde“ und „Formula missae“ (Form der Messe) die schon vorher angedachte Reform des Gottesdienstes durch.
Die Neuordnung des Sozialwesens wird mit der Einführung des „gemeinen Kastens“ erreicht. Die kommunalen Sozial- und Bildungsaufgaben werden durch Einzug des Vermögens der alten Kirche finanziert.
Die Neuordnung des Schulwesens stellt eine der dringendsten Aufgaben Luthers dar. Hatten doch vor seiner Rückkehr manche Professoren und Schüler mit ihrer Interpretation von Luthers Lehren den Schulbetrieb fast völlig lahm gelegt. Die Reformation benötigt aber gut ausgebildete Pfarrer, Lehrer und Beamte. In der Schrift „An die Ratsherrn aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen“ verpflichtet er die Obrigkeiten, eine gute Ausbildung der Jugend zu garantieren.
Luther und der Bauernkrieg
Nun erwächst der Reformation neue Gegnerschaft. Diesmal sind es die radikalen Kräfte aus den eigenen Reihen, von Luther Schwärmer und Rottengeister genannt.
Thomas Münzer, Priester und ehemaliger Anhänger Luthers, wird 1525 zum Führer der Bauernerhebungen in Mitteldeutschland, die bereits 1524 im Südwesten aufgeflammt waren. Diese, sich auf die lutherischen Lehren berufenden Kräfte, fordern gerechtere (wirtschaftliche) Verhältnisse, auch durch den Sturz der Obrigkeiten.
In seinen Predigten, die er auch im Aufstandsgebiet selbst hielt, wendet sich Luther gegen jede gewaltsame Handlung. Er erntet jedoch nur Ablehnung seitens der Bauern, die auf seine Unterstützung gehofft hatten.
Luther aber fordert die Menschen dazu auf, sich von geistiger Willkür der Obrigkeit zu befreien, nicht von wirtschaftlicher und politischer.
So entsteht die wüste Schrift „Wider die Mordischen und Reuberischen Rotten der Bawren“, die bis heute eine der umstrittensten Schriften des Reformators darstellt.
Die Bauern aber erfahren am 15. Mai in der Schlacht bei Frankenhausen eine vernichtende Niederlage.
Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora (1525)
Am 13. Juni 1525 heiratet Luther die 1523 aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma entflohene Nonne Katharina von Bora, die seitdem Zuflucht in Wittenberg gefunden hatte. Die Ehe mit der sechzehn Jahre jüngeren Katharina wird gegen der Rat vieler Freunde geschlossen, die darin schon den Untergang der Reformation sehen. So spricht beispielsweise Philipp Melanchthon von einer „unglücklichen Tat“. Der Freund Luthers weiß anfangs nichts von Luthers Vorhaben und wird auch nicht zur Hochzeit eingeladen.
Katharina führt fortan den Haushalt, vor allem die Haushaltskasse, mit der Doktor Luther, wie berichtet wird, gar nicht umgehen konnte. Sie erweist sich außerdem als gute Hausfrau und Gärtnerin.
In Luthers Haushalt leben nicht nur seine Frau und später seine sechs Kinder, sondern auch eine Verwandte Katharinas und seit 1529 die sechs Kinder von Luthers Schwester. Außerdem beherbergt Luther Studenten in seinem Hause, um die Haushaltskasse aufzubessern.
Kennzeichnend für das Familienleben der Luthers sind auch die vielen aufgezeichneten Tischreden des Reformators, in denen Luthers Sprache und Volksverbundenheit deutlich wird.
Luthers letzten Lebensjahre (1540-46)
„Ich bin schwach, ich kann nicht mehr.“
In den letzten Lebensjahren hat Luther mit verschiedenen körperlichen Leiden zu kämpfen. Außerdem trifft ihn der Tod seiner Tochter Magdalena 1542 schwer.
Luthers Verhältnis zu Andersgläubigen, insbesondere zu den Juden, verschlechtert sich in diesen Jahren sehr. Hatte er 1523 noch mit der Schrift „Dass Jesus ein geborener Jude sei“ eine versöhnliche Haltung gezeigt, so verurteilt der alternde Reformator nun alle, die sich nicht bekehren lassen wollen. Aus dieser Stimmung mag auch 1543 die stark antijüdische Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ entstanden sein.
Den Kampf gegen die Feinde Reformation führt Luther auch in den letzten Jahren an. Mit der Schrift „Wider das Papsttum zu Rom vom Teuffel gestifft!“ vollführt er 1545 seinen letzten Schlag gegen die römische Kirche.
Luther setzt seine Predigttätigkeit jedoch trotz vielerlei Enttäuschungen und seiner vielen Leiden fort.
Seine Lehrtätigkeit an der Wittenberger Universität führt er ebenfalls bis an sein Lebensende weiter, die letzte Vorlesung endet jedoch mit den Worten: „Ich bin schwach, ich kann nicht mehr.“
Luthers Tod (1546)
Der von Krankheiten gezeichnete Luther bricht am 17.01.1546 zur letzten Reise seines Lebens in seine Geburtsstadt Eisleben auf, um dort Streitigkeiten in der Mansfelder Grafenfamilie zu schlichten. Die Verhandlungen enden erfolgreich.
Luther hat aber nicht mehr die Kraft nach Wittenberg zurückzukehren. Er stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben. Auf dem Sterbebett betet er: „In Deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, Du treuer Gott.“ Nachdem der Sarg zwei Tage in Eisleben aufgebahrt wurde, wird er über Halle und Bitterfeld nach Wittenberg überführt. Am 22. Februar wird Luther in der Schlosskirche zu Wittenberg beigesetzt, die Grabrede hält Johannes Bugenhagen.
Obgleich die Reformationsbewegung als Ganzes in vielfältiger Weise die Kontinuitätslinien spätmittelalterlicher Vorstellungen, aus unterschiedlichen innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen und individueller Frömmigkeit, aufgriff und weiterentwickelte, wurde letztlich die europäische, christliche Religiosität grundlegend verändert.
Luthers einflussreiche Theologie und Kirchenpolitik wie auch seine Sprache in Bibelübersetzung, Predigt und Lieddichtung trugen entscheidend zu den tiefgreifenden Veränderungen der im christlichen Glauben fundierten Gesellschaft und Kultur der frühen Neuzeit bei.
Auch die spätere Neuordnung der politischen Verhältnisse Deutschlands und Europas und die Umgestaltung des Verhältnisses von Kirche und Staat sind ohne die Reformation nicht zu erklären. Günstige Umstände, so der politische Schutz vor allem durch Friedrich den Weisen und die breite mediale Aufmerksamkeit und Bereitschaft, sich seiner Schriften anzunehmen, waren dabei ebenso bedeutungsvoll, wie der fortwährende Diskurs mit seinen Weggefährten aber auch den Widersachern der Reformation; darunter befanden sich etwa Konrad Wimpina, Silvester Mazzolini, Thomas Cajetan, Ambrosius Catharinus, Johannes Cochläus, Johann Tetzel und Johannes Eck. So etablierte sich das Reformationsgeschehen bereits seinerzeit in einem sozialen Netzwerk.