Der Kristall-Palast war ein beliebter Konzert- und Ballsaal im Magdeburger Stadtteil Leipziger Straße. Das im Jahr 1892 feierlich eröffnete Gebäude besteht heute nur noch als Ruine.

Der Kristall-Palast erlebte in den 1920er und 1930er Jahren eine Blütezeit. Er war ein wichtiger Veranstaltungsort für Handelsmessen, Industrieausstellungen, kulturelle Events und Sportveranstaltungen. Hier fanden Konzerte, Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen statt. Der Kristall-Palast war ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung und seiner Zeit das Zentrum kulturellen Lebens in Magdeburg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schäden am Kristall-Palast behoben und der Ort fortan für kulturelle Veranstaltungen der Magdeburger Gesellschaft und als Spielstätte vieler bekannter Künstler genutzt.

Aufgrund mangelnder Instandhaltung während der DDR-Ära wurde der Kristall-Palast im Jahr 1986 aus baupolizeilichen Gründen geschlossen. Seitdem steht das Gebäude leer und verfällt zusehends.

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Im Sommer 1889 begann der Bau eines Gebäudes vor den Toren Magdeburgs entlang der Landstraße nach Leipzig. Es bestand aus zwei Gartenpavillons mit Colonaden und wurde von der Kaiserbrauerei A. & W. Allendorff Schönebeck (Elbe) errichtet. Am 9. Juni 1892, einem Pfingstsamstag, wurde der Kristall-Palast offiziell eröffnet.

Das Gebäude erstreckte sich entlang der Straße und beherbergte Gesellschaftssäle und einen Speisesaal. 1891 wurde dahinter ein großer Saal erbaut, wodurch das ursprüngliche Gebäude zum Vorderhaus wurde. Der Saal umfasste Musikbühnen, einen Küchenanbau und Veranden. Insgesamt bot der Saal Platz für 2710 Personen.

Der Kristall-Palast entwickelte sich zu einem der wichtigsten Veranstaltungsorte in der Region Magdeburg. In den 1920er Jahren wurde er als „Krystall-Palast Leipziger Straße, Größter Konzert- und Ballsaal der Provinz Sachsen“ beworben und später als „Kristall-Palast Magdeburg, Haus der vornehmen Gesellschaften“.

Am 1. Mai 1923 fand im Kristall-Palast ein Solidaritätskonzert des estnischen Geigers Eduard Soermus zugunsten der Arbeiterhilfe für Russland statt. Nach dem Konzert wurde Soermus, der als der „Rote Geiger“ bekannt war, von der Geheimpolizei verhaftet, wobei seine wertvolle Vitaszek-Geige zerbrach. Später erhielt er von Lehrern und Schülern des Leipziger Konservatoriums eine neue kostbare Geige als Spende. Im Jahr 1975 wurde am Kristall-Palast eine Gedenktafel angebracht, die an dieses Ereignis erinnerte.

Ab 1940 wurden die Räumlichkeiten durch das Heeresbeschaffungsamt in Besitz genommen. Ursprünglich diente es als Getreidelager, wurde jedoch ab Ende 1940 in ein Internierungslager für Fremdarbeiter und Kriegsgefangene umgewandelt. Unter unwürdigen Bedingungen mussten dort bis zu 1400 Menschen leben, was dem Gebäude deutliche Spuren hinterließ. Etwa 60 Prozent des Saales wurden beschädigt und das Dach wurde durch Angriffe zerstört.

Am 12. November 1948 wurde beschlossen, den Kristall-Palast wieder aufzubauen. Nach einer Bauzeit von acht Monaten wurde er am 27. November 1949 feierlich wiedereröffnet. In diesen „Großen Zeiten“ traten bekannte Künstler wie Eberhard Chors, Billy Karaltini, Viril und viele andere im Kristall-Palast auf. In den folgenden Jahren traten viele bekannte Künstler im Kristall-Palast auf.

Da ab 1960 die Besucherzahlen kontinuierlich zurückgingen, fanden keine Reihenveranstaltungen mehr statt und die Bewirtung wurde an Tischen durch die HO-Gaststätten durchgeführt. Ab 1968/69 wurden hauptsächlich Tanz- und Verkaufsveranstaltungen im Programm des Hauses angeboten.

Ab 1977 wurde das Gebäude zur ständigen Spielstätte des Kabaretts „Die Kugelblitze“ umgewandelt. Aufgrund mangelnder Instandhaltung während der DDR-Ära wurde der Kristall-Palast jedoch 1986 aus baupolizeilichen Gründen geschlossen. Seitdem steht das Gebäude leer und verfällt zusehends.

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