Der Ulrichplatz bezeichnet den Ort der Alten Ulrichstraße, in dem die St.-Ulrich-und-Levin-Kirche (kurz Ulrichskirche) stand. Die Nordfassade der Kirche schloss in etwa mit dem Fußweg der Ernst-Reuter-Allee ab, der Chor (Ostfassade) stand gegenüber dem heutigen Bronzemodell-Denkmal und der Gaststätte „Alex“. West- und Südfassade werden heutzutage von Rasenflächen definiert. Der Telemannbrunnen hingegen befindet sich südlich des alten Originalstandortes der Kirche. Der Platz wurde im Jahr 1998 umbenannt.

Die Geschichte der Ulrichskirche in Magdeburg ist eng mit der Entwicklung der Stadt verflochten und spiegelt bedeutende historische Epochen wider. Ihre Ursprünge gehen wahrscheinlich auf das erste Drittel des 11. Jahrhunderts zurück, vermutlich im Kontext des Baus der Geroschen Stadtmauer. Die Kirche war zunächst eine einfache Konstruktion, vermutlich aus Holz oder Fachwerk, mit Stein für die Fundamente und Turmgeschosse.

Im Jahr 1188 wurde die Kirche durch einen Stadtbrand zerstört, aber wieder aufgebaut und dem Heiligen Levin gewidmet, was die Präsenz flämischer Kaufleute in der Region unterstreicht. Im 12. Jahrhundert wuchs der Einfluss wohlhabender Kaufleute in der Gemeinde, und die Kirche wurde auf den alten Fundamenten als einschiffige Saalkirche mit zwei steinernen Türmen neu errichtet.

Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit durchlief die Ulrichskirche mehrere Phasen der Veränderung und des Patronatswechsels. Sie war ein Zentrum der religiösen Aktivität mit zahlreichen Nebenaltären und wurde im 15. Jahrhundert durch die Einrichtung eines Kornmagazins während einer Teuerungsperiode auch zu einem sozialen Mittelpunkt.

Die Reformation spielte eine prägende Rolle für die Ulrichskirche. Nikolaus von Amsdorf, ein Vertrauter Martin Luthers, wurde 1524 Prediger und trieb die Reformation in Magdeburg voran. Während der Besetzung Wittenbergs im Jahr 1547 fanden viele Wittenberger Gelehrte Zuflucht in der Ulrichskirche und verfassten Streitschriften gegen den Kaiser.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche beschädigt, aber zwischen 1648 und 1656 wieder aufgebaut. In dieser Zeit entstanden die Magdeburger Centurien, ein bedeutendes Werk zur Kirchengeschichte.

Im 19. Jahrhundert erlitt die Kirche Schäden durch einen Blitzschlag, wurde aber rasch repariert. Während der nationalsozialistischen Herrschaft diente sie als Ort des Widerstands. Pfarrer Oskar Zuckschwerdt wurde für seine mutigen Taten bekannt, einschließlich der Taufe eines jüdischen Bürgers, was zu großer Empörung führte.

Trotz der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg blieben Teile der Kirche intakt. Allerdings wurde sie 1956 von der DDR-Regierung gesprengt, um Platz für neue Stadtgestaltung zu schaffen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Gebiet neu bebaut, und der Platz, auf dem die Ulrichkirche früher stand, wurde 1998 zu Ehren der ehemaligen Kirche als Ulrichplatz benannt.

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